Stottern in Köln e.V.

Amerikahaus und der Tanz um die Frauen

Titel: Amerikahaus und der Tanz um die Frauen

Autor: Delius, Friedrich Christian

Infos:  rororo Verlag, 160 Seiten, Taschenbuch

 

Bestand:  1

„Luna 9 weich auf dem Mond gelandet“, „Neue Bombenangriffe auf Nordvietnam“, „Fluchthelfer-Prozeß in Ost-Berlin“ – Schlagzeilen von 1966 aus der Teil- und Frontstadt Berlin. Die ersten „Italiener“ machen in der Stadt auf, „Julia und die Geister“ läuft im Cinema Paris, ein unbekannter Schriftsteller namens Pasolini stellt seinem Film „La Ricotta“ vor, und Reinickendorf, Steglitz und Tempelhof liegen im Beatles-Fieber.
Delius läßt seine neue Erzählung am 5. Februar 1966 spielen, dem Tag der ersten Demonstration gegen den Vietnam-Krieg in Berlin, des ersten Sit-ins vor dem Amerikahaus, bei dem die ersten vier Eier folgen (von denen drei trafen) – kurz: einer der harmloseren Anfänge der Studentenbewegung.
Martin, der Schweiger, den seine Freunde ‚Buster‘ nennen, läuft mit, zögerlich, hin und her gerissen zwischen Angst und Auflehnung, zwischen der Scham, etwas Verbotenes zu tun, und der aufkeimenden Verachtung für die, die satt und zufrieden aus dem Café Kranzler glotzen – wie er hin und her gerissen ist zwischen Ellen und Franziska, den beiden Freundinnen, in die er hoffnungslos verliebt ist. Ein Mann zwischen zwei Frauen, nackt, auf den Zehenspitzen tanzend, wie ihn E.L. Kirchner in seinem (titelanregenden) „Tanz zwischen den Frauen“ gemalt hat.
„Amerikahaus“ ist eine atmosphärisch dichte Erzählung aus der kulturellen und politischen Umbruch- und Aufbruchsphase einer Zeit (vor 1968) und einer Person. Mit ihr schreibt Delius das autobiographische Projekt fort, das er mit „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ begonnen hat.